Umweltschutz nicht nur ein Lippenbekenntnis

Altreifenrecycler und Kunststoffhersteller PVP Triptis will sich bis Mitte des Jahrzehnts erweitern

Triptis

Der Altreifenrecycler und Kunststoffhersteller PVP aus Triptis will sich erweitern. Der Standort im Triptiser Gewerbegebiet Ost soll vergrößert werden, damit beispielsweise eine neue Werkhalle gebaut werden kann. Ziel sei eine Erweiterung der Produktion. Das kündigte Max Madelung, Geschäftsführer der PVP Triptis GmbH, in einem Gespräch mit dieser Zeitung an. Der Unternehmer geht von Investitionen in Höhe von „sechs bis acht Millionen Euro“ aus. Die Zahl von derzeit rund siebzig Beschäftigten soll bis Mitte des Jahrzehnts auf rund hundert aufgestockt werden. Der Jahresumsatz des Betriebes von zuletzt rund zehn Millionen Euro soll auf fünfzehn Millionen hochgeschraubt werden, so Madelung.

 

1000 Altreifen pro Stunde

Mit der Erweiterung des Standortes reagiere man auf Marktentwicklungen, so der Geschäftsführer. „In Zeiten steigendem Umweltbewusstseins gewinnt die stoffliche Weiterverwertung immer mehr an Bedeutung“, sagt Madelung. Zudem habe die PVP Triptis GmbH mit derfamiliengeführten Unternehmensgruppe Regupol aus dem nordrheinwestfälischen Bad Berleburg eine neue und leistungsfähige Muttergesellschaft. Die vormaligenlangjährigen Investoren aus Großbritannien seien ausgestiegen und hierbei habe derBrexit eineRolle gespielt, so Madelung. Auch in der neuen Konstellation sei er Minderheitsgesellschafter der von ihm aufgebauten, bald zwanzig Jahre alten Firma. Bei PVP in Triptis werden pro Stunde rund 1000 Altreifen in ihre Bestandteile zerlegt, berichtet der Geschäftsführer. „Pro Jahr verarbeiten wird rund 30.000 Tonnen – können Sie sich das vorstellen?“, sagt und fragt Madelung. Immerhin wären das die kompletten Reifensätze von mehr als 800.000 Pkw. Gebrauchte Lkw- und Traktor-Gummis landen ebenso in den Schreddern, aber auch mal nagelneue Räder. So habe ein japanischer Hersteller eine neue Produktgeneration auf den Markt gebracht und alles, was von der alten Serie hierzulande noch nicht verkauft gewesen sei, ins Orlatal bringen lassen–ein Fest für den Triptiser Betrieb. Bei PVP ist man vor allem am Gummigranulat interessiert. Allerdings werden auch die textilen und metallischen Bestandteile der Reifen gewonnen. „Der Stahl wird an SchmelzereienverkauftunddieFetzen sind in Zementwerken als günstiger energiereicher Ersatzbrennstoff willkommen“, führt Madelung aus. „Die Abfallquote liegt am Ende bei nur noch einem Prozent.“ Das ist dem Geschäftsführer immer noch zu viel. „Wir verbessern ständig unsere Prozessketten und arbeiten an der Vision Zero Waste.“ Am Ende soll also kein Müll mehr übrig bleiben. „Wir wollen nicht nur unsere Abfallquote auf Null drücken, auch unseren Energie- und CO2-Verbrauch konnten wir in den vergangenen zehn Jahren spürbar reduzieren.“ Madelung: „Umweltschutz ist für uns nicht nur ein Lippenbekenntnis.Wir brauchen dafür auch keine Grünen.“ Der Geschäftsführer verweist auf ein vor wenigen Wochen abgeschlossenes „Überwachungsaudit“ des TÜV Thüringen, das die Wirksamkeit der hauseigenen Umwelt-, Qualitäts- und Energiemanagementsysteme nach den höchsten aktuellen Industriestandards geprüft und bestätigt habe. Auch die Einhaltung der hohen gesetzlichen Anforderungen an einen Entsorgungsfachbetrieb habe man einmal mehr bescheinigt bekommen. Recycling ist aber nur ein Teil des PVP-Geschäftsmodells. Aus dem Gummigranulat werden vor Ort „neue hochwertige Produkte hergestellt, die weltweit gefragt sind“, so Madelung. Zur Produktpalette gehören Bodenbeläge für Sport- und Freizeitanlagen bis hin zum Kunstrasen, aber auch Schallschutzmatten und Rutschsicherungen für praktisch jeden Wirtschaftszweig.

 

Zu schade für den Wald

„Wir bedienen eine wachsende Nachfrage aus aller Welt“, sagt der Geschäftsführer. Nur im eigenen Land sei der Prophet nach wie vor nichts wert, heißt es mit dem Hinweis darauf, dass in Krölpa die nächste Sport- und Freizeitanlage in der Region entstehe, ohne mal die Qualität der Triptiser Sportböden geprüft zu haben. Nebenbei kümmere sich PVP um ein Problem, das gerne verdrängt werde, landen doch gebrauchte Gummis auch in Deutschland immer noch in Wäldern und Gewässern. So etwas ist in Madelungs Augen „pure Verschwendung“.Er sagt: „Altreifen sind heutzutage einwichtiger Sekundärrohstoff. Wir können es uns nicht leisten, die Dinger einfach so wegzuschmeißen. Die Ressourcen der Welt sind endlich.“

 

Koity, Marius: "Ostthüringer Zeitung", 14. Juni 2021

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